Engineering Summit 2017

01.09.2017. Ein Teilnahmebericht der 1155PM consultants GmbH.

 

Der diesjährige 5. Engineering Summit stand unter dem Motto „Time to change“. Engineeringunternehmen und Unternehmen des Anlagenbaus und Sondermaschinenbaus sehen sich im internationalen Wettbewerb großen Herausforderungen gegenüber, denen mit einem Wandel von althergebrachten Geschäftsmodellen und Methoden der Projektabwicklung begegnet werden muss.  Internationale poltische Spannungen und der Wettbewerb aus Asien bzw. Nordamerika bereiten der Branche nach wie vor Sorgen. Der vom Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbau („VDMA“) am 04. und 05. Juli 2017 in Mannheim zum fünften Mal durchgeführte Engineering Summit bot rund 300 Spitzenvertretern von Unternehmen des deutschen  Maschinen- und Anlagenbaus die Gelegenheit zur Diskussion der Notwendigkeit veränderter Vorgehensweisen an den internationalen Märkten.

 

Die insgesamt 16 Vorträge legten überwiegend die Schwerpunkte auf die Etablierung von digitalen Prozessen in den internen Abläufen der Unternehmen und auf die Optimierung der Kostenstrukturen. Die den einzelnen Vorträgen der Redner folgenden Diskussionen zeigten die große Sensibilisierung der Teilnehmenden für die Notwendigkeit des Wandels.

 

Nachstehend finden Sie unsere Zusammenfassungen der auf dem 5. Engineering Summit von den einzelnen Unternehmensvertretern gehaltenen Vorträge, wie Sie von Herrn Edgar Wintersperger, Key Account Manager in unserem Unternehmen, wahrgenommen wurden:

 

1. Key Note: “Time to change”. Herr Tom Blades, Chief Executive Officer, Bilfinger SE.

 

Den Auftakt zu der auch in diesem Jahr sehr interessanten Veranstaltung bildete Herrn Tom Blades Vortrag, in dessen Rahmen er darstellte, wie sich der Markt für Industrie-Services seiner Einschätzung nach entwickeln wird. Ausgehend von einem diesbezüglichen Volumen in Höhe von 231 Mrd. $ im Jahr 2016 prognostizierte Tom Blades eine Steigerung des Marktvolumens für Industrie-Services um 2,6% p.a. auf insgesamt 256 Mrd. $ im Jahr 2020. Vor dem Hintergrund einer Studie der Bilfinger SE, die ermittelt hat, dass der Anteil von weltweiten  Industrieanlagen, die älter als 10 Jahre sind, von ca. 25.000 im Jahr 2010 auf 33.000 im Jahr 2020 steigen wird, wird auch deutlich, dass die vorstehend genannte Einschätzung des gesteigerten Marktvolumens für Industrieservices eher als konservativ bezeichnet werden kann. Die Bilfinger SE begegnet dieser Entwicklung mit einem hausinternen Wandel vom klassischen Projektgeschäft hin zum Anbieter von Industrie-Services.

 

  

2. Veränderungsprozess bei einem mittelständigen Anlagenbau-Unternehmen. Herr Mesut Sahin, Chief Executive Officer, MMEC Mannesmann GmbH.

 

Das von Herrn Sahin geführte Unternehmen MMEC Mannesmann GmbH hat in den letzten Jahren mehrere Wandel durchlebt und befindet sich nach Aussage von Herrn Sahin noch immer im Veränderungsprozess. Bis zum Jahr 1999 noch unter dem Dach der Mannesmann agierende Unternehmen wurde das Unternehmen 1999 zur Technip Germany GmbH und gehörte damit zum französischen Technip-Konzern. Seit 2016 agiert der Anlagenbauer wieder unter der Flagge des Namens der Mannesmann als MMEC Mannesmann GmbH. Mit der griffigen Formel „Change is hard. Resisting change is a lot harder“ betonte auch Herr Sahin die Notwendigkeit der Anpassung der Unternehmen an veränderte Marktbedingungen. Spannend zu hören war, wie strukturiert und methodisch die MMEC Mannesmann GmbH an die Notwendigkeit zum Wandel in ihrem eigenen Unternehmen herangegangen ist / herangeht. Beginnend mit einer Initiierungs-Phase, während derer das Unternehmen ausführliche Mitarbeiter-Interviews zum Veränderungsbedarf im Unternehmen durchführen ließ, bis hin zu einer Implementierungs-Phase, die eine Anpassung der Unternehmensorganisation und der Projektabläufe umfasst, treibt das Unternehmen seinen Wandel voran. Wichtig war es dem Unternehmen, wirklich alle Beteiligten im Unternehmen in die Veränderung miteinzubeziehen.

 

3. Konjunktur im Großanlagenbau. Herr Klaus Gottwald, Referent VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau.

 

Nach einer einleitenden Darstellung der Entwicklung der Auftragsvolumina im Großanlagenbau im Zeitraum von 1980 bis zum Jahr 2016 und des Überblicks über die Top-Märkte für die im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e.V. organsierten Unternehmen („VDMA“) benannte Herr Gottwald die Gefahren und Chancen für die Branche:

 

Gefahren:

  • Schwere wirtschaftliche Zeiten auf den globalen Märkten, einhergehend mit politischen und wirtschaftlichen Risiken für die Marktteilnehmer.
  • Schwindende Nachfrage der Schwellenländer (China, Brasilien, etc.) nach Industrieanlagen.
  • Stagnation oder sogar Verfall der Rohstoffpreise.
  • Steigender Wettbewerbsdruck aus Asien.

 

Chancen:

  • Öffnung des iranischen Marktes für Investitionen.
  • Steigende Nachfrage nach Technologien des Umweltschutzes.
  • Neue verfügbare Geschäftsmodelle und steigende Effizienz durch Digitalisierung.
  • Wachsende Nachfrage nach Industrie-Services und Betreibermodellen.

 

4. Service-Strategien im Industrieanlagenbau. Herr DI Karl Purkarthofer, Head of Metallurgical Services, Primetals Technologies Austria GmbH.

 

Herr DI Purkarthofer von der Primetals Technologies Austria GmbH hielt seinen Vortrag in englischer Sprache und begründete dies damit, dass sein Vortrag in deutscher Sprache ebenso klingen würde. Für Gelächter sorgte dabei der Vergleich mit seinem Landsmann Arnold Schwarzenegger. Er stellte nach den einleitenden humorigen Worten sehr fundiert dar, welchen Herausforderungen sich die Primetals Technologies Austria GmbH, aber auch die ganze Branche der Unternehmen des metallurgischen Anlagenbaus derzeit stellen muss. Als die wesentlichen bezeichnete er:

 

  • Industrielle Konsolidierung > Eine 80-prozentige Reduzierung der westlichen Unternehmen des metallurgischen Anlagenbaus während der letzten 20 Jahre.
  • Verschlechterung der Marktnachfrage > 60 % weniger Nachfrage nach metallurgischen Anlagen während der letzten 10 Jahre.
  • Zunehmender Innovationsdruck > Aktuell liegen mehr als 15 Jahre zwischen der Entwicklung neuer bahnbrechender Technologien.
  • Die 4. Industrielle Revolution > Mehr als 400 % Zuwachs bei vernetzten Anlagenkomponenten während der letzten 10 Jahre.

 

Herr DI Purkarthofer stellte abschließend zusammenfassend aus seiner Sicht dar, dass die „offene Organisation“ der richtige Weg sei, um Agilität in den Unternehmen voranzutreiben, die es erlaubt schnell auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. 

 

5. Stärkung der EPC-Fähigkeit des Großanlagenbaus –Welche Maßnahmen sind notwendig? Herr Dr. Thomas Gäckle, Unterabteilungsleiter Rohstoffpolitik, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie Herr Christian Elsholz, Director, PricewaterhouseCoopers GmbH.

 

Nach der Ankündigung der Studie der PricewaterhouseCoopers GmbH durch Herrn Dr. Gäckle stellte Herr Elsholz die Ergebnisse der Studie dar. Wesentliche Erfolgsfaktoren, die die Branche beherrschen muss, sind nach Ansicht der im Rahmen der Studie von PricewaterhouseCoopers befragten Marktteilnehmer:

 

  • Risiken tragen und beherrschen.
  • Politische Flankierung stärken.
  • Steigende Kundenanforderung und Wettbewerbsdruck meistern.
  • Neue Finanzierungsmöglichkeiten etablieren.
  • Geschäftsmodelle ausbauen.
  • Kooperationen stärken.
  • Anpassungen der Kreditversicherung nutzen.
  • Entsendungskonzepte etablieren.
  • Globale Präsenzen sicherstellen.

 

Abgeleitet aus den Studienergebnissen wurden sechs Handlungsfelder zur Stärkung der EPC-Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen der Branche von den Vortragenden genannt:

 

  • Kooperationsplattform EPC-Ecosystem.
  • Kompetenzzentrum digitale Projektabwicklung.
  • Gemeinsamer Auslandsauftritt von Industrie & Politik.
  • Erweiterung der staatlichen Exportunterstützung.
  • Technologiestandort Deutschland.
  • Flexibilisierung der Projektarbeit.

 

In der dem Vortrag folgenden Diskussion lag der Schwerpunkt darauf, welche Unterstützung Unternehmen des industriellen Projektgeschäfts sich durch die Politik, insbesondere in Finanzierungsfragen, wünscht.

 

6. Keynote: Digitalisierung im Anlagenbau. Herr Dr. Savas Lazaridis, Head of Global Engineering, thyssenkrupp Industrial Solutions AG.

 

Herr Dr. Lazaridis stellte zu Beginn seines Vortrages die provokative Frage, ob die Digitalisierung im Zuge der „Industrie 4.0“ Segen oder Fluch sei. Er stellte die These auf, dass 50% aller aktuellen Arbeitsplätze in den kommenden 15 bis 20 Jahren verloren gehen werden, durch:

 

  • Exponentielles Wachstum der Digitalisierung.
  • Demokratisierung von Technologien.
  • Automatisierung von Prozessen und Abläufen.
  • Angst vor der Zukunft.

 

Herr Dr. Lazaridis leitete über zu einer „elektronischen Dame“: EMELIA. EMELIA ist die digitale Vision der thyssenkrupp Industrial Solutions AG für das Engineering & Construction Geschäft des Unternehmens. Mit diesem innovativen Ansatz verfolgt die thyssenkrupp Industrial Solutions AG unter anderem die Ansätze auf elektronischem Wege Echtzeitinformationen über laufende Prozesse in verfahrenstechnischen Anlagen bereitzustellen, elektronisch durch die Anlage zu navigieren und Vollständigkeitsprüfungen von Anlagenbestandteilen durchzuführen. In diesem sehr lebendigen Vortrag stellte Herr Dr. Lazaridis hervorragend dar, wie man die Entstehung einer Anlage auf digitalem Wege wachsen sehen kann und auch die Möglichkeit hat, Abläufe und Prozesse besser zu steuern und zu gestalten.

 

Als Fazit fasste Herr Dr. Lazaridis zusammen, dass 40 % der in einem Anlagenbauprojekt aufgewendeten Zeit verloren gehen für die Suche nach Material und Dokumentation auf den Baustellen. Ferner führen eine inkonsistente Datenlage und Änderungen im Projekt zu Kostenüberschreitungen von 20% im Engineering sowie zu signifikanten Überschreitungen der Bauzeit im Projekt. Eine der getroffenen Kernaussagen war, das es ein großes Potenzial zur Kosteneinsparung im industriellen Anlagenbau gibt.

 

7. Potenziale von Industrie 4.0 im Großanlagenbau: Ergebnisse einer aktuellen Branchenumfrage. Herr Marc Artmeyer, Partner, maexpartners GmbH.

 

Herr Artmeyer stellte im Rahmen der unter obengenanntem Namen von der maexpartners GmbH durchgeführten Studie deren Ergebnisse vor. Bereits im Jahr 2015 hatte das Unternehmen eine Studie unter dem Titel „Industrie 4.0 im Industrieanlagenbau. Revolution oder Evolution?“ durchgeführt. Damals lauteten die Ergebnisse, dass „Industrie 4.0“ erhebliches Potenzial zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit birgt, neben der Tatsache, dass neue Wettbewerber mit attraktiven Geschäftsmodellen am Markt als Gefahr von deutschen Unternehmen des industriellen Projektgeschäfts gesehen werden. Mit der im Jahr 2017 vom Unternehmen, und auf dem 5. Engineering Summit 2017  vorgestellten, Studie legt die maexpartners GmbH dar, dass für „Industrie 4.0“ für deutsche Unternehmen der Branche der Handlungsbedarf gegenüber dem Jahr 2015 noch gesteigerter Handlungsbedarf gesehen wird. Auch wurde von Herrn Artmeyer festgestellt, dass Digitalisierungsstrategien in den Unternehmen nicht klar priorisiert werden. Die im Jahr 2015 identifizierten Potenziale zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Anlagenbauer und Sondermaschinenbauer konnten, so die Studie, noch nicht realisiert werden.

 

8. Herausforderungen und Potenziale der Digitalisierung im Großanlagenbau. Herr Dr. Markus Reifferscheid, Vice President Research and Development, SMS group GmbH.

 

Einleitend stellte Herr Dr. Markus Reifferscheid die Vision „Smart Plant in Steel Industry“ der SMS group GmbH dar. Das Unternehmen hat sich die Frage gestellt, in welchen Themengebieten die Digitalisierung Nutzen bieten kann. Insgesamt sieben Hauptthemen , wie z.B. unter anderem „New Steel & Grades“, „Legal Framework & Networking Capital“, aber auch „Lean Processes & Cost Structures“ und „Customer Satisfaction & Flexibility“ hat die SMS group GmbH für künftige Optimierungspotenziale identifiziert. Abschließend fasste Herr Dr. Reifferscheid zusammen:

 

  • Industrie 4.0 / Digitalisierung sind Themen die bei der SMS group GmbH schon vor Jahren angegangen wurden.
  • Dieser Prozess ist eher eine Evolution, als eine Revolution.
  • Digitalisierung wird die Produktion, die Instandhaltung, das Qualitätsmanagement und Beschaffungsprozesse in Unternehmen zuerst verändern.

 

9. How do machinery and plant builders benefit from digitalisation? Herr Jörg Winkler, Head of Communication Solutions, Voith Digital Solutions GmbH.

 

Anhand von ehemals klangvollen Unternehmensnamen, wie unter anderem Wang Laboratories und Commodore International illustrierte Herr Winkler, dass es unabdingbar sein muss für Unternehmen, sich an geänderte Marktbedingungen anzupassen. Im weiteren Verlauf seines Vortrages stellte Herr Winkler anhand von Beispielen der leittechnischen Systeme in den Projekten „Belo Monte“ und „Serraria“ des Unternehmens dar, wie weit die Voith-Unternehmensgruppe auf dem Wege der Digitalisierung schon vorangeschritten ist. Im Unternehmen liegt der Fokus unter anderem auf dem Ausbau des Industrie-Services und der Kostenreduzierung durch den Einsatz von Software-Lösungen. Diese überwachen z.B. System und Anlagen und kommunizieren dort auftretende Probleme und Auffälligkeiten an die Voith-Service-Mitarbeiter und das Betreiberpersonal bevor größerer Schaden entstehen kann. 

 

10. Keynote: Effektivität und Effizienz in der Projektabwicklung. Herr Dr. Wilhelm Otten, Head of Business Line Process Technology & Engineering, Evonik Technology & Infrastructure GmbH.

 

Herr Dr. Otten startete seinen Vortrag mit Projektbeispielen aus der Sicht eines Anlagenbetreibers. Er stellte in diesem Zusammenhang dar, dass im Unternehmen der Evonik in den Jahren 2012 bis 2015 4 von 39 Projekten (> 5 Mio. €) nicht das ursprünglich geplante Zeit- und Kostenbudget einhielten. Ferner erwähnte Herr Dr. Otten, dass sechs größere Projekte seit dem Jahr 2012 nach der Phase der Basisplanung nicht weiter verfolgt wurden und auch getroffene Investitionsentscheidungen nicht die Rendite-Erwartungen des Unternehmens erfüllten. Basierend auf dieser Ausgangslage im Unternehmen hat das Unternehmen folgende Zielsetzungen für sich formuliert:

 

Sicherstellung der Erreichung der Business- und Projektziele (Qualität, Kosten, Termine) durch:

 

  • Verbesserung der Projektabwicklung.
  • Gemeinsames Projektverständnis und konsequente Umsetzung der technischen Standards zur Projektabwickkung.

 

Wettbewerbsfähige Investitionen durch:

 

  • Benchmarking von Evonik-Investitionsprojekten mit Peers.
  • Reduzierung von spezifischen Investitionskosten um 10 bis 15%.

 

Für das Jahr 2015 konnte verzeichnet werden, dass in der Mehrzahl der Projekte (> 5 Mio. €) des Unternehmens die Projektziele erreicht wurden. Um dies zu erreichen hat das Unternehmen die internen Projekte „Redesign Projektabwicklung“ zur Reduktion der Variation der Projektabweichungen und das Projekt „Kostengünstiger Investieren“ aufgesetzt. Im Rahmen des Projektes „Redesign Projektabwicklung“ wurden zahlreiche Verbesserungsvorschläge, wie z.B. eine verpflichtende Projektdefinition (Lastenheft) oder die Verpflichtung der Projektteams zur strukturierten technischen Risikoanalyse an definierten Haltepunkten bei der Evonik umgesetzt. Das Projekt „Redesign Projektabwicklung“ bei der Evonik und die hierin erarbeiteten Maßnahmen sind erfolgreich in die Projektabwicklung umgesetzt und zeigen bereits Erfolge, so Herr Dr. Otten.

 

Das Projekt „Kostengünstiger Investieren“ des Unternehmens beinhaltet sechs Teilprojekte, wie z.B. „Analyse Kostengruppen-Entwicklung“, „Benchmark Independent Project Analysis“ und „Minimum Cost Approach“. Aktuell ist nach Darstellung von Herrn Dr. Otten die Pilotphase des Projektes implementiert und hat erste Einsparmöglichkeiten in Höhe von 65 Mio. € gezeigt.

 

11. Modularisierung von Health care Anlagen: Ein Muster für den Großanlagenbau? Herr Dr. David Estapé, Technology Manager Life Sciences, M + W Central Europe GmbH.

 

Nach eine einleitenden Überblick über den biopharmazeutischen Markt und dem seit dem Jahr 1990 Trend bis heute anhaltenden biopharmazeutischen Produktionseinrichtungen zu verkleinern / zu modularisieren, kam Herr Dr. Estapé auf das Für und Wider modularen Anlagen-Designs wie z.B. in Bezug auf den Business-Driver „Speed & Flexibility“ folgt zu sprechen:

 

Für:

  • Errichtung der Gebäude für die Produktionseinrichtungen ist möglich parallel zum Zulassungsverfahren der Einrichtungen / Erzeugnisse.
  • Kein Einfluss meteorologischer Bedingungen auf den Einbau der Produktionseinrichtungen.
  • Mehr verfügbare Zeit für die Baustellen- und Infrastrukturvorbereitung.
  • Minimierte Baustellenaktivitäten und Unterbrechungen des Betriebes.

 

Wider:

 

  • Ein frühes Design-Freeze ist notwendig.
  • Transport der Module birgt Risiken, Limitierungen der Modulabmessungen und der Transportzeiten.
  • Spezifische Länderbestimmungen und –genehmigungen müssen von lokalen, ggfls. unerfahrenen Dienstleistern umgesetzt werden.

 

Abschließend richtete Herr Dr. Estapé mehrere Fragen an das Auditorium, ob die Modularisierung von biopharmazeutischen Anlagen eine künftige Geschäftsmöglichkeit sei.

 

12. Kreative Ansätze zur Kostensenkung in E, P und C. Herr Ewald Munz, Director Business Development EMEA, CYIENT Limited.

 

Herr Munz stellte eingangs die Schlüsselherausforderungen im EPC-Segment vor. Er trug vor, dass Design- und Engineering-Kosten typischerweise zwischen 3 und 15% variieren. Im Rahmen einer von Herrn Munz vorgestellten Case Study berichtete er von einer Wartungslösung der Aufzugsparte von ThyssenKrupp, die auf vorausschauendes handeln der Wartungstechniker setzt. Als Beispiel nannte Herr Munz die Identifikation der größten technischen Problemverursacher  an einem Aufzug. Sind diese erkannt, werden Sensoren an diesen befestigt und die einhergehenden Daten erfasst und analysiert. Ein Wartungstechniker hat Zugriff auf diese Daten, setzt eine 3-D-Brille auf und kann so virtuell den Fahrstuhl betreten und den aufgetretenen Fehler eingrenzen und bewerten. Vor Ort, im realen Fahrstuhl, ist der Wartungstechniker dann schon mit dem Fehlerbild vertraut und kann dieses zeit- und kostenoptimiert lösen. 

 

13. Welche Maßnahmen und Trends erhöhen die Produktivität? Wolfram Gstrein, Managing Director, VTU Engineering Germany GmbH.

 

Mit dem Vortrag zielte Herr Gstrein darauf ab, die Notwendigkeit von Effektivität und Effizienz bei der Realisierung von industriellen Projekten zu adressieren. Neben der Darstellung der typischen Fallstricke in der Projektabwicklung, wie z.B. dass der Projektvertrag nicht zu den Anforderungen des Projektes passt oder auch, dass es in Projekten oftmals üblich ist, dass die Ausgestaltung einer Anlage dem Projektvertrag folgt und nicht umgekehrt.

 

Sein Fazit war: Erfahrungen und Lessons-learnt aus großen und kleinen Projekten zeigen, dass es viele Faktoren gibt, die es erlauben Kosten im Projekt zu optimieren, Durchlaufzeiten zu minimieren und die Konstruktionsqualität zu erhöhen. Ferner kann seiner Ansicht nach ein signifikanter Anstieg in Effektivität und in Effizienz nur dadurch erreicht werden, dass Auftraggeber und Auftragnehmer in einem Projekt enger zusammenarbeiten, einhergehend mit einem cleveren Einsatz moderner Abwicklungsmethoden und Software-Tools.

 

 

14. Keynote: Erfolgsfaktoren in der Abwicklung von Großprojekten. Herr Dr. Christian Bruch, Mitglied des Vorstandes, Linde AG.

 

Herr Dr. Bruch setzte auf einen gänzlich folienlosen Vortrag und berichtete über die Bestrebungen des auf dem Engineering Summit von ihm vertretenen Unternehmens, der Linde AG, die Digitalisierung in Anlagenbauprojekten voranzutreiben. Auch Künstliche Intelligenz („KI“) wurde von Herrn Dr. Bruch als Ausblick auf die Automatisierungstechnik der Zukunft angeführt. Dies äußerte Herr Dr. Bruch als Diskussionsanregung, auch dahingehend, ob es in 10 Jahren noch einen „deutschen Anlagenbau“ geben würde.

 

15. Optimierung der Prozesse in der Angebotsphase. Herr Jürgen Scheidt, Director Project Execution. TGE Gas Engineering.

 

Nach einer Vorstellung des Marktsegmentes, in dem sich die TGE Gas Engineering GmbH bewegt, kam Herr Scheidt schnell auf die Herausforderungen in der Projektanbahnung und im Engineering zu sprechen. Hier wurden von ihm eine höchst dynamische Tenderphase in einem harten Wettbewerbsumfeld sowie ein hoher Druck auf passgenaue Engineeringlösungen genannt, welche die Kundenanforderungen im Projekt wirklich erfüllen. Beides führt zu der Anforderung den Angebotsprozess auf Auftragnehmerseite zu optimieren, um unter anderem:

 

  • die Kosten der Angebotserarbeitung zu minimieren.
  • die Schnittstellen zwischen den Fachdisziplinen zu optimieren.
  • die Komplexität der Angebotsvorbereitung zu minimieren.
  • zu berücksichtigen, dass die Gesamtzahl der Aktivitäten und Aufgaben während der Angebotserarbeitung ein Projekt in sich selbst ist.
  • zu berücksichtigen, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftragseingangs im industriellen Projektgeschäft oftmals unter 20% liegt.

 

Abschließend betonte Herr Scheidt die Notwendigkeit des Wandels der Einstellungen und des Verhaltens bei den handelnden Personen in der Angebotserarbeitung. Themen, wie z.B. das Hinterfragen des eigenen Rollenverständnisses oder wie die fachdiszplinenübergreifende Kommunikation zu erfolgen hat, wurden von Herrn Scheidt, neben anderen Themen, genannt. Abschließend führte Herr Scheid ein Zitat von Sir John Harvey Jones (ehemals Präsident der Imperial Chemical Industries) an: „Die Aufgabe der Führung ist es, den Status-quo gefährlicher erscheinen zu lassen, als den Aufbruch ins Unbekannte“.

 

16. Ausblick: Neue Ansätze im Projektmanagement. Herr Clemens Dachs, Chief Engineer, Siemens AG.

 

In einem sehr humorvollen Vortrag berichtete Herr Dachs von den Bestrebungen des Unternehmens durch integriertes Workflow Management für Beschleunigungen in verspäteten Projekten zu sorgen. Der Lösungsansatz hierzu lautet, systemisch in Projektterminplänen nach Mustern zu suchen und diese zu optimieren. Anhand von Beispielen aus Projekten stellte Herr Dachs dar, wie sich durch Aufsplittung von Aufgaben im Projekt und deren geschickte Sequenzierung terminliche Optimierungspotenziale erschließen lassen.

 

Seine Botschaften am Schluss des Vortrages waren unter anderem: Systemische Optimierung ist mehr als ein Schlagwort und das Denken in Systemen im Projekt und die Beachtung von deren Wechselwirkungen untereinander trägt dazu bei Optimierungspotenziale zu erschließen.

 

Unser Fazit:

Wir haben eine vielfältige Veranstaltung erlebt, deren Teilnehmer sich den aktuellen und künftigen Herausforderungen bewusst sind. Auch wenn unterschiedliche Lösungsansätze diskutiert wurden, so herrschte auch Einigkeit darüber, dass der Handlungsdruck im deutschen Anlagenbau und Sondermaschinenbau groß ist, um nicht den Anschluss an das internationale Projektgeschäft zu verlieren. 

 

(Autoren: Edgar Wintersperger / Jürgen Hahn)

 

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